Das jüdische Theater im „Dritten Reich” war politisch und geistesgeschichtlich eine einmalige Erscheinung. Dem Repertoire nach europäisches Theater, wurde es in einer Welt der Entrechtung und Erniedrigung zum Vermittler der hohen Kulturideale der Menschheit. Die Tätigkeit des „Jüdischen Kulturbundes“ – das war der von außen als Geistes-Ghetto diktierte, von innen als Besinnungsaufruf empfundene Name dieser Theaterorganisation – fand unter Ausschluß der deutschen Offentlichkeit statt. Die Jüdischen Kulturbünde der Jahre 1933 bis 1938 – in eingeschränktem Maße konnten und sollten sie noch bis 1941 tätig sein – unterhielten drei Schauspielensembles, eine ständige Oper, zwei Symphonieorchester, ein Theater für die jüdischen Schulen, eine Kleinkunstbühne, Chöre, Laienorchester und zahlreiche Kammermusikgruppen. Außerdem veranstalteten sie Vorträge und Kunstausstellungen. Etwa zweitausend „eliminierte“ jüdische Künstler fanden in diesem Rahmen noch einmal Existenz- und Schaffensmöglichkeiten. Herbert Freedens Arbeit unterrichtet über bisher weitgehend unbekannte Vorgänge: Auf den Straßen wütete der Terror, auf der Bühne verkündeten Juden mit Lessings Worten Menschlichkeit und Toleranz. Als 1938 in der „Kristallnacht“ die Synagogen in Flammen aufgingen, durfte das jüdische Theater seine Aufführungen nicht unterbrechen. Es mußte weiterspielen – ein Spiel bis in den Tod. Der Verfasser – selbst viele Jahre Mitarbeiter des Jüdischen Kulturbundes – berichtet aus eigenem Erleben sowie auf Grund umfangreicher Studien des vorhandenen Materials. Er bemüht sich, die Beweggründe für die Zulassung, ja zeitweilige Förderung dieser Kulturorganisation aufzudecken. Einerseits habe man versucht, die Welt über die wahre Situation der Juden hinwegzutäuschen, andererseits seien den Juden die Machtkämpfe zwischen den Parteigrößen zugute gekommen. Brutaler Erniedrigung begegneten jüdische Künstler mit dem Erhabenen des Menschenbildes; in Dichtung und Musik kleideten sie ihre Antwort an die Macht. So wurde die Geschichte des Jüdischen Kulturbundes zu einem Kapitel des geistigen Widerstandes der Juden in Deutschland.
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